Sonntag, 9. August 2009

Tagebuch der Slowenien-Freizeit 2009 der Naturfreunde




Mancher hielt es zu Hause gar nicht mehr aus, reiste deshalb bereits Mittwoch, Donnerstag oder Freitag an. Je nach Anreisetag erlebten sie die ersten Stunden bei Sonnenschein, bewölktem Himmel oder zuletzt gar bei Regen. Die Familien, die am Samstag ankamen, konnten gleich an diesem Tag das „volle Programm“ erleben. Doch genug übers Wetter geredet, denn das würde die kommenden Tage spürbar besser werden. Jetzt zu dem, was uns wirklich bewegte ...





Auch wenn es am Samstag noch kein offizielles Programm gab, wussten wir uns gut zu beschäftigen. Ob es eine Kajaktour auf der Wochainer war oder ob man im See des Campingplatzes oder im Aquapark Bohinj nass wurde, ob man in Kleingruppen „Nordisch Gehen“ (besser bekannt als Nordic Walking) oder alleine Joggen (das wiederum kann man auch Laufen nennen) wollte, ob man Federball spielte oder auch nur ein Buch las – ein jeder der 59 „offiziellen Freizeitgemeldeten“ konnte sich seinen individuellen Neigungen hingeben. Am Abend dann die Überraschung: Das bereits bekannte „Briefing“ war um halb neun terminiert – und sollte pünktlich beginnen! Gottseidank, musste erst noch die vorbereitete Beleuchtung am nagelneuen Gemeinschaftszelt angebracht werden. Das verschaffte uns die „traditionelle akademische Viertelstunde“ bis zum tatsächlichen Anfang. Die von Wolfi professionell vorgetragene Einführung regte bereits zum intensiven Gedankenaustausch an. Völlig neu war ein vollständiger Aktivitäten-Wochenplan, der vom Organisationsteam (Barbara, Uli, Fuzzy, Frank, Ewald und Wolfi) lobenswert vorbereitet wurde, der allerdings auch noch genügend Raum für weitere Ideen ließ.



Der Sonntag begann, wie der Samstag endete: Feucht (leider nicht fröhlich, sondern wirklich feucht). So entfiel das Aufwärmen mit Wolfis Gymnastik und der Abmarsch zum gemeinsamen Familienausflug begann eine halbe Stunde später. Ziel der über 35 Personen war der Slap Savice (Wasserfall am Bohinjsko Jezero, also dem Bohinjski See). Schon auf der dreiviertelstündigen Fahrt konnte man feststellen, dass der Sava Bohinjka diesmal erheblich mehr Wasser als normal führte, was weiter nicht verwunderlich war, fuhr man doch geradewegs über regnerische Straßen in eine immer dunkler werdende Wetterfront. Nach der von Albi fachmännisch „orakelten 20minütigen“ Familienwanderung trennten sich die Wege: ein Teil fuhr zurück zum Zeltplatz, an dem nachmittags am See ein Kajakeinsteigerkurs von Andreas und Albi angeboten wurde. Der kleinere Teil von sechs Wagemutigen nahm die am Wasserfall beginnende Wanderung zum Dom na Komni (1563 m) in Angriff. Etwa 870 Höhenmeter mussten bis zur rettenden Hütte am Gipfel überwunden werden. Rettend? Ja, nass war man immer – zunächst vom steil bergauf führenden Weg nass geschwitzt, später durchnässt vom Hagel. Eine deftige Gerstensuppe mit Wurst oder auch nur eine Tasse Kaffee gaben aber neue Kraft für den Abstieg.




Montag: ein volles Programm erwartete uns! Als Warm up um viertel nach acht Gymnastik mit Wolfi. Die Paddlerfraktion erwartete später ein Pflichtkurs mit Andreas: Kanadier/Schlauchboote für Einsteiger am See. Andi und seine Helfer zeigten Interessierten jeglichen Alters die Grundschläge – und das Tauchverhalten. Oder man klinkte sich eine halbe Stunde später beim KVN (Kanuverein Nürnberg) ein und durchfuhr das mittlere Stück der Bohinjka Save – eine familientaugliche Bootsfahrt. Ein Insider bemerkte später, die Kinder und Jugendlichen hätten die heftigen Wogen wesentlich entspannter als die Älteren durchfahren. Wer noch nicht genug hatte, konnte nachmittags auch noch mit Andreas, aber ohne Kehrwasser, das obere Stück der Sava durchpflügen. Wer sich fürs Bootfahren nicht erwärmen konnte, durfte sich am Nachmittag aufs Klettern mit Wolfi freuen. Wieder einmal gab es vier Kletter-Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades am Bohinski Bela. Ab 13:00 Uhr für viereinhalb Stunden kamen und gingen die etwa 30 Teilnehmer, wobei gerade Kinder und Jugendliche sich die sonnenverwöhnten Kletterfelsen nicht entgehen ließen. Wer nicht gerade klettern oder sichern (gerade Thomas, Ewald und Fuzzy konnten hierbei ihre langjährigen Erfahrungen gut mit einbringen) wollte, konnte alternativ zu den Wegen im Fels über eine Leiter zum Gipfel der Kletterfelsen gelangen, dort die tolle Aussicht und auch Walderdbeeren genießen. Nicht weniger interessant klang auch die Beschreibung einer Wanderung zu den Blumenwiesen des Golica (3:30 Std. bei 750 Höhenmeter). Diese Tour, die bereits in den Vorjahren wiederholt begangen wurde, fand auch diesmal sieben Freunde. Nach kurzer Anfahrt über Jesenice begann gleich in Planina pod Golico der steile Aufstieg. Stetig bergauf führend, über Blumenwiesen und durch Wälder gelangte man zur Hütte, die vor dem etwa noch 20minütigen Aufstieg zum Gipfel selbst zum Verweilen einlud. Vom “Kahlkogel“, wie der „Golica“ heißt, sah man auf der nördlichen Bergseite nach Österreich (Villach – Wörther See – Klagenfurt), wendete man sich der südlichen Bergseite zu nach Slowenien (Karawanken – Triglav Massiv). Nach leicht verspätetem Briefing mit Rückblick auf den zu Ende gehenden Tag, Vorschau auf den kommenden Dienstag und Höhlenzeichnungen von Wolfi übernahmen die „KIDS“ wieder im Gemeinschaftszelt das Zepter. Ein paar Unentwegte „Ü20er“ (können auch DoupleÜ20 gewesen sein) ließen es sich allerdings nicht nehmen, den Reifegrad im Zelt deutlich zu heben, vermeinten mit ihren ausgefeilten Dialogen die überschwänglich lautstarke Lebensfreude beim „verschärften Maumau“ zu toppen – Ihr Einfältigen! Andere „Uhus“ verdrückten sich lieber gleich im eigenen Zelt oder Wohnwagen, vergriffen sich an Saiteninstrumenten – mit oder ohne Gesang – oder versuchten beim Plausch ihre Vorzelte unter zu Hilfenahme 'reimportierten' Slivovice abzufakeln.




Die düstere Prognose des Vortages bestätigte sich: Der Dienstag begann mit Frühgymnastik. Beinahe wäre es als „Rücken, Wampe, Hämorrhoiden“ (anders geschlechtlich als „Beine, Bauch, Po“ geläufig) in die Analen eingegangen, hätte sich nicht noch Barbara rettend dazu gesellt. Wer ersteres überlebte, war vielleicht auch bereit sich mit Andreas auf das Wasser zu begeben? Diesmal führte dieser die Kajak- und Kanadierfahrereinsteiger sicher durch den unteren Teil der Sava. Damit sollten die Vortags antrainierten Schläge und Verhaltensweisen unter Echtbedingungen geübt und verfestigt werden. Etwa zur selben Zeit war es nur wenigen Auserwählten vergönnt, auf dem Rücken edler Lipizzaner die Berge zu erklimmen. Ein slowenischer Reitführer durchquerte mit drei erfahrenen Pferden und identischen Reiterinnen den Nationalpark. Der vierstündige Wanderritt ab Gorje brachte ihnen nicht nur jede Menge Erklärungen (in Englisch), sondern auch genauso viele Eindrücke (in Deutsch). Dem armen Fußvolk um Wanderführerin Uli verblieb dagegen nur der Gang zum Martuljkova slapova (Wasserfall) am Kranjska Gora. Die Tour führte noch zu einem zweiten Wasserfall, an dem für den kleineren Teil der Gruppe der Tripp endete (nicht mit Ertrinken, sondern mit dem Rückweg über eine – leider geschlossene – Alm). Der größere Teil marschierte noch weiter. Dem Nachmittag fieberten vor allem Kinder und Jugendliche entgegen – in bewährter Manier gestaltete Ewald mit Andreas, Wolfi und Felix und geringsten Mitteln einen „Seilgarten“. Zunächst durfte Ewald mit Engelszungen sein „pädagogisches Konzept“ geschickt der Hilfsaufbautruppe vermitteln, später noch den Seilartisten. Die „niederen Seilaufbauten“ fanden wiederum nach einigem (Ver-)Zögern und kleineren Blessuren noch sehr hohen Zuspruch von Jung und Alt. Alle, die sich auch am Abend noch nicht ausgelastet fühlten, konnten den Tag mit einer „geführten Raftingtour“ vorbei am Paddlergrab durch die Wochainer (Bohinji Sava) beschließen.




Bereits am Dienstagabend gab es eineh gute und zwei schlechte Nachrichten für Mittwoch. Zunächst die erste schlechte: Der angekündigte Klettersteig zum Mojstrovka entfiel, da selbst Einheimische noch nicht auf die Idee gekommen wären, jetzt schon dort hinzugehen. Die Gute: Der geplante Abmarsch um 7.00 Uhr entfiel dadurch auch! Nun die zweite schlechte: Für Wolfi war das „Null-Problemo“ – er quälte uns halt wieder bei der Frühgymnastik. Der geringfügige Rest des Tages wurde wieder einmal in vielfältiger Art und Weise gestaltet. Etwa 15 Teilnehmer begaben sich erneut zu den bewährten Kletterfelsen am Bohinska Bela, die als Ziel gerade deshalb so nah gewählt wurden, damit man rechtzeitig am Nachmittag zum Wurfsacktraining wieder am Campingplatz sein konnte. Die gesteckten sechsTouren wurden, besonders wild von Jugendlichen, wie am Montag stark frequentiert. Ein größerer Trupp marschierte stattdessen zum Bahnhof in Lesce, um mit dem Zug nach Ljubljana zu fahren. Das ganztägige Ereignis, genannt der „Hühnerausflug“, war geprägt von Shoppen und/oder Sightseeing, Schwofen oder Chillen. Besonders das einladende Flair der slowenischen Hauptstadt hielt die Teilnehmer, teils bis in den frühen Abend, in ihrem Banne. Ganz schön losgezogen ist auch die Fahrradtruppe: Uli, Uwe und Barbara Mühlich. Nach kurzem Einfahren nach Bled heizten die drei, was Kette und Felge erlaubten, über kleinere Straßen, Feld und Flur nach Aradovna, anschließend entlang der Radovna, mit kleiner Wandereinlage zu deren Karstquelle. Der hügelige Trail wurde vom Besuch des Partisanendenkmals, das an die Vernichtung eines Dorfes im zweiten Weltkrieg erinnert, komplettiert. Krönendes Erlebnis der etwa fünfeinhalbstündigen Tour: Ein Vesper in einem Gasthaus auf lauschigem Plätzchen mit herrlichem Blick auf die Rückseite des Triglav-Massivs. Wer etwas weniger strampeln wollte (oder mit der Mama musste), hängte sich einfach an B.B. (genau, die Barbara Bretting) und kam nach kurzem aber heftigem Anstieg über Lesce auf Radwegen nach Radovljica. Nicht nur der nette Marktplatz mit vielen gut restaurierten, bebilderten und hübsch anzuschauenden Gebäuden lockte, sondern nicht geringer das ausgelobte Eis – zwei Kugeln, echt lecker! Kein Eis wollten und fanden die Wassersportler vor, die ihr fachmännisches Wissen und Können zunächst auf der Wochainer, später auf dem mittleren Teil der Sava gut gebrauchen konnten. Beide Flüsse (eigentlich ist's ja nur einer, weil der Sava Bohinjka und der Sava Dolinka sich zur Sava vereinen) hatten vergleichsweise schon wieder einen normalen Wasserpegel erreicht, gerade wegen der heftigen Regenfälle vergangener Tage erstaunlich. Wie hoch der Pegel bei den Beteiligten des „Sicherheitstrainings“ war ist nicht überliefert. Jedenfalls warfen sie Wurfsäcke zuhauf auf dem Lande und später zu Wasser, und übten das Bergen aus einer Notlage auch in 'Echt-Wellen-Praxis.




Wie ein Blitz kam der Donnerstag. Zum Donnerwetter, schon wieder gymnastische Übungen kurz nach dem Aufstehen ... Entschuldigt war nur, wer sich mit Albi zum Aufstieg auf den Stol berufen fühlte. Zu fünft fuhr man über Forstwege (böse Zungen behaupteten, es wären nach der Beschaffenheit schon Wanderwege gewesen) bis zum Einstieg auf etwa 1100 m. Damit ersparte man sich ungefähr 500 Höhenmeter Aufstieg und die dazu sonst erforderliche Zeit. Trotzdem waren noch 1100 Höhenmeter zum Gipfel des Stol zu bewältigen. Dies und den Abstieg schaffte man in fünf Stunden. Leider war es den Wanderern nicht vergönnt die umwerfende Aussicht zu genießen, denn ein Sturm trieb massenhafte Nebelschwaden heran. So blieb nur die Einkehr auf der nur von Juni bis September bewirtschafteten Hütte. Ein altes Sprichwort sagt: Wer die Wahl hat, hat die Qual. So konnte man sich, hatte man sich nicht schon für den Stol entschieden, noch zwischen zwei anderen Wanderalternativen wählen. Jörg bot eine Familienwanderung zur allseits beliebten und bekannten Vintgar Klamm an. Bei hervorragendem Wetter konnten alle Teilnehmer über trockene Wege die Klamm genießen. Jutta bevorzugte dagegen eine bisher noch unbegangene Rundwanderung. Die von ihr geführte Almwanderung oberhalb Kranskja Gora versprach satte 250 Höhenmeter auf einer Gesamtlänge von 10 km. Die ansprechende dreistündige Wanderung bot neben herrlichen Aussichtspunkten auch eine Einkehr in einem Gasthaus. Diese Wanderung, gerade durch ein breites Kieselbachbett sehr gut für Familien mit wanderunwilligen Kindern geeignet, will man sich auch fürs nächste Jahr vormerken. Warum sollen sich nur Wanderer quälen? Auch Paddler hatten eine schwere Wahl zu treffen. Neben Andreas einsteigertauglichen Tour im unteren Stück der Sava, bot sich die als schwieriger zu bewertende Spritztour durch die Radovna von Felix an. Bei guten Bedingungen, zumindest was das Wetter betraf, konnte die Radovna gerade noch befahren werden, musste man doch im Vergleich zu vergangenen Fahrten mit deutlich weniger Wasser zurecht kommen. Je drei Wehre wurden von allen Paddlern befahren, drei weitere umtragen. Sogar das Skatarak konnten zwei Teilnehmer bewältigen. Der untere Teil der Sava schien dagegen einige Teilnehmer der erfreulich großen Gruppe doch zu unterfordern. Einzig die Erkenntnis war neu, dass man mit einer „Gummigurke“ doch auf einer Welle gut reiten konnte. Vor dem traditionellen gemeinschaftlichen Grillfest vor dem Gemeinschaftszelt stand noch der Schweiß beim TOPO-Ball See. Lisa zeigte den zehn Kindern und Jugendlichen, wie man im Kajak aber ohne Paddel Korbball spielen konnte. Selbstverständlich feuerten eingefleischte Fans ihre Sprößlinge an. Über dem gemeinsamen Grillabend brauten sich derweil dunkle Wolken zusammen, sogar Blitze zuckten. Dennoch fanden sich alle auf dem Fahrweg oder im Gemeinschaftszelt zum gemeinsamen Speisen ein. Nur wenige Tropfen verwässerten Salate und Grillfleisch, Gottseidank noch weniger den Slivovice. Stundenlange Dialoge und lautstarker Gesang, alternativ auch ein Fackelzug, für jeden war das richtige geboten, außer vielleicht für die nicht unmittelbar beteiligten Campingplatznutzer. Und zu guter Letzt musste natürlich am letzten offiziellen Freizeittag auch noch ein Gemeinschaftsfoto her ... ein nicht ganz leichtes Unterfangen.




Der Freitag diente bereits vielen als Abreisetag, war deshalb zunächst von offiziellem Programm befreit. Trotzdem gab es einiges zu tun. Die Abreisewilligen mussten packen, das Gemeinschaftszelt abbauen, die ganzen Utensilien verstauen ... und ... und ... und. Programm fand auch, wer Programm suchte – alles nach bekanntem Motto: „Jeder kann, keiner muss“. Als Resümee verbleibt abschließend noch zu sagen, dass es allen Beteiligten hervorragend gefallen hat, dem Organisationsteam herzlichen Dank zu sagen sei und dass alle hoffen, dass eine Wiederholung in 2010 stattfinden möge ...




Trotzalledem war da noch der Samstag, an dem doch noch etliche Unentwegte am Camping Sobec erwachten. Sie ließen es sich am Freitagabend noch einmal so richtig gut gehen, bevor am Samstagvormittag die letzten Sachen eingepackt wurden. Fuzzy mit dem Hänger hat allerdings niemand wegfahren sehen oder hören ...


Hier noch einige Fotos aus der riesigen Auswahl. Vielen Dank auch allen, die ihre Schnappschüsse zur Verfügung gestellt haben.







Vielen Dank vom Orga-Team an den Tagebuchschreiber Gerhard Karg.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Toller Bericht, war aber auch eine superschöne Woche.

Grüsse aus Rosenheim

Uli und Albi

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Dank für das schöne Tagebuch: Erinnerung an eine prima Freizeit!
Barbara, Uwe und Hannah aus Nürnberg